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Bold and Talented

Programm

Einer der Kernwerte des Fotofestivals Lenzburg ist es, den Dialog zu fördern und junge Fotografinnen und Fotografen auf einer Plattform von nationaler und internationaler Bedeutung zusammenzubringen, um ihre Fähigkeiten als Bildgestalter und ihre Arbeiten zu präsentieren. Dieser Grundgedanke führte zur Lancierung eines neuen Projekts mit Unterstützung der BAT Foundation: das „Bold And Talented“-Programm.

Ziel war es, 4 Fotografen und 4 angehende Kuratoren zu finden und auszuwählen, die gemeinsam mit dem Kuratorenteam originelle Ausstellungen für die nächste Ausgabe des Festivals entwickeln, produzieren und realisieren.

Das Fotofestival Lenzburg entwickelte hierfür ein Förderprogramm, das mit einem gemeinsamen Wochenende Ende August 2023 begann, um das Festival kennenzulernen, die kuratorische Patenschaft zu erläutern, verschiedene Ausstellungsorte zu besuchen und an Workshops zur Ausstellungsgestaltung mit eingeladenen internationalen Experten teilzunehmen. Das Wochenende war auch eine soziale Gelegenheit, um sich kennen zu lernen und den Gemeinschaftssinn während des gesamten Prozesses zu fördern.

Die Kuratoren-Fotografen-Teams wurden von der Jury im Dialog mit den Teilnehmern ausgewählt und erhielten jeweils einen Ausstellungsort zugewiesen. Daniel Blochwitz, Programmdirektor, und Sabine Schaub, Projektleiterin des Festivals, begleiten die Kuratoren und Fotografen bei der Konzeption und Produktion der Ausstellung.

Diese können, vom 25. Mai bis 23. Juni 2023 im Rahmen der 6. Ausgabe des Fotofestival Lenzburg, besucht werden.

Die Teams

Fotograf

Federico Estol, Uruguay
Shine Heroes

Über die letzten drei Jahren hat der uruguayische Künstler Federico Estol intensiv mit einer Gruppe von Schuhputzern zusammengearbeitet, die der Sozialbewegung Hormigón Armado angehören, die mit dem Ziel gegründet wurde, die Familien von Tausenden von Schuhputzern in La Paz und El Alto in Bolivien zu unterstützen. In Anlehnung an die Bildsprache von Comics und Grafikromanen sind die Schuhputzer durch die Linse von Estol keine Aussenseiter mehr, sondern vielmehr urbane Superhelden.

Kuratorin

Katerina Leontidou

Katerina Leontidou hat einen Master in Architektur (DUTH) mit Schwerpunkt Ausstellungsdesign und absolvierte letztes Jahr das Programm CAS Curating an der ZHdK. In ihrer Praxis möchte sie ihr Interesse an der Kunst und ihre Leidenschaft für Architektur zusammenbringen. Sie entwirft und kuratiert Konzepte, die aussagefähige Projekte bilden und eine ganzheitliche Herangehensweise an Geschichte, Wissenschaft, Bilder und Räume widerspiegeln.

Im Zusammenhang mit der Fotografie bedeutet Synthese für mich die Akkumulation aller kulturellen, historischen und disziplinären Aspekte, die das Einfangen eines Moments in der Zeit ausmachen.
Katerina Leontidou

Fotograf

Paulo Simão, Portugal
Erased

Brauchen wir neue Denkmäler und Formen des Gedenkens? Was soll man mit Denkmälern machen, die bereits im öffentlichen Raum stehen, die an historische Ereignisse, die in unserer Zeit anachronistisch wirken und die mit einer humanistischeren Vision der Gesellschaft im Wiederspruch stehen? Der portugiesische Künstler Paulo Simão bearbeitet eine Auswahl an Bildern aus der US Library of Congress, um das Archiv neu zu ordnen und eine Serie zu entwickeln, die uns zum Nachdenken über die Validierung bestimmter Werte, Kenntnisse, historischer Ereignisse und kollektive Erinnerungen einlädt.

Synthese ist für ihn „… das Ergebnis der Vermischung verschiedener Ebenen von Konzepten, Ideen oder Einflüssen, um etwas Neues zu schaffen.“

Kuratorin

Olga Popova

Olga studiert an der ZHdK im Studiengang „Curatorial Studies“ und absolvierte einen BA in Fine Arts im Rahmen eines gemeinsamen Programms der University of Hertfordshire und der Universal University in Moskau. In ihrer künstlerischen Praxis erforscht sie Zwischenräume und Zustände mit Hilfe von bewegten und unbewegten Bildern. Das Alltägliche, das Langweilige, das Gewöhnliche sind die Hauptbereiche, mit denen sie sich am meisten auseinandersetzt.
Die Arbeit im öffentlichen Raum und in alternativen Ausstellungsräumen ist für sie von kuratorischem Interesse. Die Frage, was Kunst wirklich für ihr Publikum tun kann, spielt eine grosse Rolle in ihrer Forschung und Praxis. Wie können künstlerische Positionen und Interventionen eine Veränderung bewirken? Müssen sie das überhaupt? Diese Fragen sind es, die sie aktuell interessieren.

… im Zusammenhang mit dem Festival eine Methodik, die es ermöglicht, die formalen Qualitäten der Arbeit des Teams und die Botschaften, die diese Arbeit vermittelt, in Einklang zu bringen.
Olga Popova

Fotograf

Jansen van Staden, Südafrika
Microlight

Nach dem Tod des Vaters entdeckte Jansen van Staden einen Brief seines Vaters, in dem dieser seinem Psychotherapeuten die Zeit als Wehrpflichtiger im südafrikanischen Grenzkrieg beschreibt. Diese Entdeckung lüftet erstmals den Schleier über unerzählte Geschichten und verborgene Dramen, die das Leben des Autors der Familie geprägt haben. Das daraus resultierende Fotoprojekt ist eine Reise in die Vergangenheit, um die geliebte Vaterfigur zu verstehen und zu rehabilitieren, aber auch um die Ungeheuerlichkeit von Ideen und Handlungen zu enthüllen, die ganze Generationen geprägt haben.

„Ich fand das Thema „Synthese“ in Bezug auf „Microlight“ sehr passend. Dieses Buch spiegelt meinen Prozess wider, in dessen Verlauf ich die Teile einer fragmentierten Familiengeschichte gesammelt und etwas zusammengefügt habe, das mich meinen Platz in einer grösseren Perspektive verstehen liess.“

Kurator

Florian Amoser

Florian Amoser schloss im Jahr 2017 sein Studium der Fotografie an der ECAL mit Auszeichnung ab. Zudem verfügt er über einen Bachelor in Architektur der ETH Zürich aus dem Jahr 2011.

Nach einer fünfjährigen Tätigkeit von 2017 bis 2022 an der ECAL, sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudiengang Fotografie sowie im Forschungsprojekt „Automated Photography“ (unter der Leitung von Milo Keller und Claus Gunti), widmet er sich nun verstärkt seiner eigenen künstlerischen Praxis. Florian ist darüber hinaus ein Mitglied des Kuratorenteams der jährlichen Ausstellung JKON / Junge Kunst Olten.

Seine Werke erforschen vielfältige Facetten der menschlichen Wahrnehmung. Florian Amoser fertigt eigens für seine künstlerische Tätigkeit originelle Werkzeuge an, die die Schaffung neuer fotografischer Bilder ermöglichen. Seine Fotografien zeugen von einer materiellen Verflüssigung der Umgebung, in der die Betrachtung der physischen Realität maßgeblich von digitalen Erfahrungen geprägt wird.

… an das französische „image de synthèse“ denken, was im Englischen ein computergeneriertes Rendering ist – im Grunde eine Simulation einer Fotografie in einem digitalen 3D-Raum.
Florian Amoser

Fotograf

Jana Hartmann, Deutschland
MASTERING the ELEMENTS

Jana Hartmann ist eine bildende Künstlerin mit Atelier in Frankfurt am Main, Deutschland, die sich mit der vielschichtigen und ambivalenten Beziehung zwischen Mensch und Natur beschäftigt. Während ihr präferiertes Medium die Fotografie ist, erweitert sie ihre künstlerische Tätigkeit um Video, Performance und Skulptur. In ihren Serien verdichten sich Motive von Landschaften, Studiomodellen und wissenschaftlichen Experimenten zu vielschichtigen Erzählungen, die sie in Installationen und in Buchform präsentiert. Ihrer Überzeugung folgend, dass unsere komplexe Welt am ehesten durch eine interdisziplinäre Herangehensweise zu verstehen ist, basieren Jana Hartmanns Langzeitprojekte auf multiperspektivischer Recherche und dem breiten Dialog, u.a. mit Naturwissenschaftlern, Philosophen und Historikern.

 

Kurator

Antoine Martin

Antoine Martin schloss 2021 sein Studium an der École cantonale de l’art de Lausanne (ECAL) mit einem Bachelor ab. Seine Arbeit konzentriert sich auf das Experimentieren, insbesondere in den Bereichen der historischen und digitalen Untersuchung. Antoine beschäftigt sich vor allem mit Ikonografie, Mythen und der digitalen Entwicklung von Konzepten wie CCTV und WebCams. In den letzten zwei Jahren war er auch als Lehrbeauftragter an der ECAL tätig.

Synthese ist für ihn „…ein Weg, der uns hilft, selbst die kleinsten Unterschiede in einer komplexen Situation zu verstehen. Es sollte ein Gefühl von Neugier und Hoffnung für schwierige Probleme wecken.“

Alchemisten haben sich um eine Synthese aus praktischen Experimenten und theoretischer Analyse in so unterschiedlichen Wissensgebieten wie Mathematik, Medizin, Philosophie, Astrologie und Kunst bemüht, um ein umfassenderes Verständnis der Natur zu erreichen. Für ein besseres Zusammenleben in der Natur kann dieser transdisziplinäre Ansatz eine Quelle der Inspiration sein.
Jana Hartmann